Wieder einmal mussten Autofahrer am Wochenende die Autobahn A4 zwischen Bad Hersfeld und Friedewald verlassen und auf der B62 umfahren. Grund der Sperrung waren diesmal Bauarbeiten im Bereich des Helfersgrabens. Die Autobahn GmbH des Bundes ist hier dabei, die Fahrbahn der A4 auf beiden Seiten um Standstreifen zu ergänzen. Dabei wird die bestehende kleine Unterführung durch ein größeres Bauwerk ersetzt. Der bisher verrohrte Bach soll künftig offen unter der Autobahn durchfließen.
Bauleiter Bernhard Klöpfel war am Samstag mit den Arbeitsbedingungen sehr zufrieden: Sonnenschein, keine Wolken, kein Wind – das bedeutete für seine Arbeiter gute Sicht und keine Gefahr beim Verlegen von sieben je 36,5 Meter langen und 85 Tonnen schweren Spannbetonteilen, die künftig die Fahrbahn tragen sollen. Diese Streben wurden mit zwei Spezialkränen von Schwerlasttransportern gehoben und zwischen zwei Widerlager eingepasst. Pro Betonfertigteil wurde mit einer Arbeitszeit von einer bis eineinhalb Stunden gerechnet. Doch wichtig war jetzt nur, dass sie richtig sitzen: „Das ist wie Legosteine im Großen“, scherzte Klöpfel.
Die Autobahn war gesperrt, damit die Transporter anfahren konnten; außerdem wollte man Gefahr durch die angehobenen Bauteile vermeiden – andernfalls hätte man zumindest die Fahrt in Richtung Thüringen ermöglichen können. Die Sperrung nutzte man aber auch gleich, um die Fahrbahn und Autobahnbauwerke im Bereich des Helfersgrabens in beiden Fahrtrichtungen auf Schäden zu untersuchen und solche gegebenenfalls zu beheben.
„Kommt hier Flüsterasphalt?“, wurde gefragt. Klöpfel verwies darauf, dass zwischen Rosis Autohof und der Leinenweberstraße neun Meter hohe Lärmschutzwände errichtet werden. Und erst wenn der Lärmschutz besteht, will man das Tonnengewölbe der alten, 1939 gebauten Unterführung abbrechen. Ob die größere Unterführung künftig tatsächlich von Fahrzeugen aller Art benutzt werden kann, ist laut Klöpfel Sache der Stadt Bad Hersfeld. Wünschenswert wäre sicherlich, so war zu hören, dass sie für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben wird.
Die neue Unterführung ist statisch so ausgelegt, dass sie den aktuellen Autobahnverkehr und auch steigende Belastungen mehrere Jahrzehnte lang aushält. „Solche Bauwerke sollen grundsätzlich 100 Jahre halten“, sagte Klöpfel. Konkrete Vorausberechnungen zur Verkehrsbelastung liegen allerdings nur bis in die 2040-er Jahre vor. Grundsätzlich kann man aber die Spannbetonstreben noch verstärken. Durch sie verläuft ein Leerrohr, in das eine zusätzliche Stützkonstruktion eingebaut werden kann.
Am Helfersgrund waren am Samstag zehn bis zwölf Arbeiter von drei beteiligten Baufirmen tätig. Weitere rund 30 Mitarbeiter waren im gesamten sogenannten Streckenlos beschäftigt. Bereits am Samstagnachmittag wurde die Autobahn wieder freigegeben. Der gesamte Bauabschnitt „Bad Hersfeld Ost“ des Ausbaus der A4 kostet rund 60 Millionen Euro und wird voraussichtlich Ende kommenden Jahres fertig sein.